Mit dem beginnenden Herbst ist die Kräutersammelzeit nun endgültig zu Ende. Dafür beginnt nun langsam die Zeit um heilvolle Wurzeln zu sammeln. Da darf der Baldrian natürlich keinesfalls fehlen. Bevorzugt wächst er auf feuchten und schattigen Wiesen in der Nähe von Bachläufen oder an Waldrändern. Weltweit gibt es bis zu 300 verschiedene Baldrian Arten.

Arzneilich genutzt wird der echte Baldrian (Valeriana officinalis) oder auch „großer Baldrian“ genannt. Sein lateinischer Name „Valeriana“ leitet sich vom Wort „valeo oder valere = kräftig, gesund sein“ ab. Der Baldrian ist eine krautige Pflanze mit rosa-weißen Doldenblüten. Unter den richtigen Bedingungen kann er eine Wuchshöhe von ein, bis sogar zwei Metern erreichen.

Das Kraut und die Blüten sind essbar und können im Salat als Wildkraut gegessen werden. Sein Geschmack ähnelt dem Feldsalat, welcher auch zur weitläufigen Verwandtschaft gehört. Die Wurzel dient als Aromastoff in diversen Speisen und in der Parfümindustrie. Volksmedizinisch werden nicht nur die Wurzeln, sondern auch das Kraut und die Blüten getrocknet als Tee sowie in Form von Tinktur verwendet. Jedoch haben weder Kraut noch Blüten eine anerkannte Heilwirkung und werden medizinisch nicht verwendet.

Medizinisch verwendet werden nur die unterirdischen Pflanzenteile, also die Wurzeln. Diese werden im Herbst gegraben und verströmen bereits beim Trocknen ihren arttypischen, intensiven Geruch. Dem Baldrian werden beruhigende, angstlösende und schlaffördernde Eigenschaften zugeschrieben. Zu den anerkannten medizinischen Anwendungen gehören nervöse Unruhezustände und Anspannungen, Schlafstörungen, Nervosität, Reizbarkeit und Stress. Eine Bewertung des HMPC, der Kommission E sowie der ESCOP liegen vor.

Auch im Volksglauben spielte der Baldrian eine Rolle. Wer Baldrian bei sich trug, war geschützt vor Hexen und vor dem Teufel. Zum Schutz vor Hexen und bösen Geistern wurden Büschel des aromatischen Krauts in Zimmern und über Türen aufgehängt. Sogar vor der gefürchteten Pest sollte der Baldrian beschützen. Eine alte Weisheit lautet: „Esst Baldrian und Bibernell, dann sterbt ihr nicht so schnell.“

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Baldrians sind Iridoide, speziell die Valepotriate. Desweiteren sind ätherische Öle, Alkaloide, Sesquiterpene, Flavonoide und Fettsäuren enthalten. Für den arttypischen Geruch ist vor allem die enthaltene Valerensäure verantwortlich. Das Alkaloid Aktinidin dient als Lockstoff für Katzen und ist ebenso in der Katzenminze zu finden. Der enthaltene Wirkstoff Linarin gehört zu den Flavonoiden und ist für die sedierende Wirkung verantwortlich. Linarin ist ebenso im Leinkraut enthalten und wird derzeit als möglicher Wirkstoff zur Behandlung von Alzheimer Patienten diskutiert.

Verwendet werden die Wurzeln getrocknet als Tee, in Form von Tinktur und als Trockenextrakt in Fertigarzneimitteln wie Kapseln und Pulver sowie in Form von Bädern. Für den Tee übergießt man 1 bis 2 Teelöffel getrocknete Wurzel mit kochendem Wasser und lässt 10 Minuten ziehen. Für eine Tinktur verwendet man einen Teil getrocknete Wurzel auf 5 Teile Alkohol 60 bis 80 %ig. Auch als Bad kann der Baldrian seine wohltuende Wirkung entfalten. Dazu verwendet man 100 g getrocknete Baldrianwurzel auf 2 Liter Wasser. Diese werden zum Sieden erhitzt und danach lässt man 10 bis 15 Minuten ziehen. Die abgeseihte Flüssigkeit setzt man dem Badewasser zu.

Studienergebnisse legen nahe, dass positive Auswirkungen von Heilbädern bei Fibromyalgie-Patienten nachgewiesen werden können. Einfache Wasserbäder verändern die Schmerzintensität, Heilbäder verbessern das Wohlbefinden und den Schlaf. Nach der Behandlung mit Baldrianbad wurden das Wohlbefinden und der Schlaf signifikant verbessert und auch die Anzahl der Tenderpunkte nahm signifikant ab.

Baldrian als Tee ist zwar weit verbreitet, zeigt jedoch eine schlechte Bioverfügbarkeit. Daher wurde er oft als Placebo abgetan. Die Aussagen bezüglich einer möglichen falschen Dosierung als Ursache sind unterschiedlich. Die aktiven Wirkstoffe des Baldrians, die Valepotriate, ebenso wie der Wirkstoff Linarin, zeigen als chemische Eigenschaft, eine schlechte Löslichkeit in Wasser, jedoch eine sehr gute lipide Löslichkeit. Daher empfiehlt es sich für eine Anwendung Lipidlösungsmittel zu verwenden. In alten Rezepten werden zahlreiche Kräuter nicht als Tee, sondern in Milch ausgesotten. Milch diente dabei nicht nur als nährendes Stärkungsmittel. Sie hat als Emulsion auch den Vorteil sowohl die wasserlöslichen Inhaltsstoffe, wie auch die fettlöslichen Inhaltsstoffe aufzunehmen. Daher liebe ich meine Baldrian-Trinkschokolade, nicht nur wenn es grad mal stressig ist, sondern vor allem jetzt wenn die kalte Jahreszeit kommt. 

Baldrian-Trinkschokolade
1 Tasse Milch oder Pflanzenmilch (300 ml)
1 TL frische oder getrocknete, geschnittene Baldrianwurzel
1 TL getrocknete Lavendelblüten oder ein paar frische Zweige
1 TL getrocknete Melissenblätter oder ein paar frische Zweige
1 Rippe (4 Stück) dunkle Schokolade

Etwas geriebene Orangenschale für den Geschmack (hier kann man auch andere Variationen wählen wie zum Beispiel getrocknete Rosenblütenblätter der Damaszener Rose oder etwas Chilipulver, ganz nach den eigenen Vorlieben)

Die Baldrianwurzel, Lavendelblüten und Melisse werden zusammen mit der Milch zum Simmern gebracht. Ganz nach persönlichem Geschmack fügt man noch etwas Schale einer Bio-Orange, ein paar getrocknete Blüten der Damaszener-Rose oder etwas Chilipulver hinzu. Ich persönlich bevorzuge die Variation mit Orangenschale.

Die Kräuter lässt man nun in der Milch 5 bis 10 Minuten lang simmern. Anschließend fügt man eine Rippe dunkle Schokolade hinzu und rührt sie gut ein, bis Alles geschmolzen ist. Die heiße Schokolade wird nun abgeseiht und noch warm in kleinen Schlucken genossen.

Und für die nicht ganz so „schokoladenen“ unter uns, empfehle ich eine Kräuter-Honigmilch.

Dazu werden die Kräuter wie im oberen Rezept in der Milch zum Simmern gebracht und ausgesotten. Statt der Schokolade und den geschmacklichen Zusätzen rührt man nun einen Löffel Honig ein. Fertig ist die Kräuter-Honigmilch.

Baldrian wird auch gern zusammen mit anderen beruhigenden Pflanzen wie Hopfen oder Melisse verwendet. Stimulanzien können jedoch die beruhigende Wirkung wieder aufheben. Bei einer Überempfindlichkeit kann die Wirkung kontraindizierend sein. Zu den möglichen unerwünschten Nebenwirkungen gehören Verdauungsbeschwerden sowie Überempfindlichkeitsreaktionen. Für eine Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit, sowie einer Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen derzeit noch keine Untersuchungen auf Unbedenklichkeit vor.

 

Quellen:

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/field_ema_web_categories%253Aname_field/Herbal?fbclid=IwAR39gLE43mMvj4lsDDGQD-tHsyLI2NfMeHDH4M97CpDfO2ha4jEFh8XrV0o

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10352370/

 

 

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