Die Weidenrinde (Salicis cortex) zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln. Bekannt ist die Weidenrinde für ihren Gehalt an Salicylaten, welche als Acetylsalz unter dem Handelsnamen „Aspirin“ in wohl jedem Arzneischrank zu finden sind. Desweiteren sind Kaffeesäurederivate und Flavonoide in der Weidenrinde enthalten.

Zu den medizinisch anerkannten Anwendungen der Weidenrinde sowie deren Extrakte gehören die Verwendung bei Erkältungskrankheiten, Fieber, Kopfschmerzen, aber auch bei rheumatischen Beschwerden, Rückenschmerzen und Gelenksschmerzen. Da Salicylsäure und deren Derivate eine blutverdünnende Wirkung aufweisen, sollten Zubereitungen aus Weidenrinde nicht zusammen mit anderen Blutverdünnern oder bei Vorliegen einer Blutgerinnungsstörung verwendet werden. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkung können salicylhaltige Zubereitungen auch bei Nervenschmerzen und allgemein bei Entzündungen angewendet werden. Bei einer längerfristigen Anwendung kann es allerdings zu Reizungen der Magenschleimhaut kommen, weshalb bei Fertigpräparaten hier gleichzeitig zu einem Magenschutz geraten wird. Ein Tee-Aufguss aus Weidenrinde ist aber im Allgemeinen gut verträglich und sehr einfach zu bereiten.

Jetzt im Frühling, wenn in den Bäumen wieder die Säfte zu fließen beginnen und sich bald die ersten Knospen öffnen, ist die beste Zeit um Weidenrinde zu ernten. Von den 500 bekannten Weidenarten werden vor allem die Purpur-Weide (Salix purpurea L.), die Bruchweide (Salix fragilis L.) oder die Reif-Weide (Salix daphnoides Vill.) verwendet. Aber auch andere Weide-Arten wie die Silberweide (Salix alba) oder die Korbweide (Salix viminalis) können verwendet werden.

Beim Ernten der Weidenrinde werden leider häufig Fehler gemacht. Daher möchte ich diesen Vorgang hier näher beschreiben. Geerntet wird nicht etwa die Borke oder Rindenteile vom Stamm oder großen Ästen. Man erntet hier ausschließlich von jungen Zweigen im ersten, zweiten oder maximal im dritten Jahr. Manche Weiden-Arten, wie die Korbweide, müssen ohnehin alle zwei bis drei Jahre zugeschnitten werden. Die Rinde der jungen Zweige ist ausgezeichnet für die weitere Verwendung geeignet. Wichtig bei der Ernte ist, den Baum so wenig wie möglich zu verletzen. Auch schält man nicht die Rinde ab und lässt den Zweig „nackt“ am Baum. Man erntet die jungen Zweige und hält dabei die Schnittstelle möglichst klein, sodass der Baumsaft, der bereits zwischen Rinde und Holz fließt, nicht ausblutet. Auch erntet man nur von erwachsenen Bäumen und nicht von Jungbäumen und niemals vom Haupttrieb, sodass der Baum nicht im Wuchs behindert wird. Wer selbst keine Weide im Garten hat, sollte bei Wildsammlung immer das Einverständnis des Waldbesitzers einholen. Grundsätzlich gilt das Verletzen eines Baumes als Flurschaden und kann schlimmstenfalls eine Verwaltungsstrafe nach sich ziehen.

Hat man nun seine frischen, jungen Weidenzweige geerntet, so schält man die junge Rinde frisch vom Holz ab. Hier, zwischen der weichen, jungen Rinde und dem inneren Holzkern fließt der Baumsaft. Hier sind auch die meisten wertvollen Inhaltsstoffe zu finden. Die Zweige sollte man zuvor noch gut reinigen und gegebenenfalls mit einem Tuch trockentupfen. Die abgeschälte Rinde kann nun frisch für Tee verwendet oder auch für den weiteren Vorrat getrocknet werden. Die geschälten Zweige können noch für Bastelarbeiten oder auch als Holzspieße zum Grillen verwendet werden.

Die geerntete Weidenrinde kann nun zu Tinkturen, Trockenextrakten oder auch für den allseits beliebten Weidenrinden-Tee weiterverarbeitet werden. Für einen Tee bereite ich aus der Rinde einen Aufguss mit kochendem Wasser. Würde man die Rinde im Wasser mitkochen, also ein „Dekokt“ bereiten, würde man zuviele Gerbstoffe mit aus der Rinde lösen und die Zubereitung wäre sehr intensiv. So ein Dekokt ist dann zwar auch sehr gehaltvoll die Salicylate betreffend, kann aber jedoch als Nebenwirkung unangenehme Magenreizungen hervorrufen. Ein Aufguss mit kochendem Wasser, den man anschließend noch weitere 10 Minuten ziehen lässt, ist angenehm im Geschmack wie auch wohltuend in der Wirkung. Ich persönlich trinke Weidenrinden-Tee besonders gern bei wetterbedingten Kopfschmerzen oder entzündlichen Gelenksbeschwerden.

Noch ein Tipp: später wenn der Baum bereits seine grünen Blätter treibt, sollte man keine Rinde mehr ernten. Auch im Herbst, wenn der Baum seine Säfte wieder nach unten in die Wurzeln zieht, ist keine gute Zeit für die Ernte der Rinde, da dann ja wieder alles aus den jungen Zweigen abgezogen wird. Daher nutze ich jetzt die richtige Jahreszeit für meinen Vorrat an Weidenrinde. Doch auch hier gilt, wie bei allem anderen: ich ernte immer nur so viel wie ich brauche, ohne den Pflanzen unnötigen Schaden zuzufügen. In diesem Sinne bleibt gesund und kommt gut in den Frühling!

https://arzneipflanzenlexikon.info/weide.php

https://www.awl.ch/heilpflanzen/salix/weide.htm

 

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