Wer sich an Weihnachten unter einem Mistelzweig küsst, bleibt für immer in Liebe verbunden; so spricht das Brauchtum. Doch noch andere Gebräuche und Mythen ranken sich um dieses bemerkenswerte Gewächs. So war es eine Mistel, mit der der trojanische Prinz Aeneas die Tore zur Unterwelt öffnete, und ein Pfeil aus einem Mistelzweig war es, der den germanischen Sonnengott Balder tödlich verwundete.

Heute wird vor allem der medizinische Nutzen der Mistel in der Krebstherapie erforscht. Sie wirkt als Immunstimulanz und kann das Wachstum von Tumorzellen beeinflussen. Zwar wurde die Therapie aufgrund der bisher vorliegenden Ergebnisse noch nicht medizinisch anerkannt, es verbesserten sich jedoch die Lebensqualität, der Appetit, die Stimmungslage sowie der Allgemeinzustand und die Leistungsfähigkeit der Patienten

Auch in der anthroposophischen Krebstherapie sowie in der Homöopathie wird mit Mistelpräparaten gearbeitet. In der Phytotherapie wird die Mistel bei entzündlichen Gelenkserkrankungen sowie als Palliativtherapie bei Tumoren verwendet.

Eine Teezubereitung aus Mistel wird traditionell zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion eingesetzt. Dazu werden 2,5 g fein geschnittenes Mistelkraut mit kaltem Wasser übergossen und bei Raumtemperatur 10 bis 12 Stunden stehen gelassen und dann abgeseiht.

Wenn wir unsere Misteln heute auch nicht mehr mit der goldenen Sichel schneiden, wie der Druide Miraculix in den beliebten Asterix-Comics, so ist das Brauchtum, an Weihnachten die Stuben mit den grünen Zweigen zu schmücken noch immer weit verbreitet. Vor allem Glück und Fruchtbarkeit soll uns damit beschert werden.

In der Volksmedizin wird eine Mistelsalbe bei Entzündungen im Körper, speziell beim Bewegungsapparat angewendet. Aber auch bei Halsentzündungen soll die äußerliche Anwendung einer Mistelsalbe sehr heilsam sein. Dabei wird zwischen Misteln von verschiedenen Baumarten unterschieden. Für Entzündungen soll die Apfel-Mistel besonders gut wirksam sein. Wichtig dabei ist, dass die Mistel bei der Verarbeitung noch frisch ist. Ich habe meine Mistelsalbe mit weiteren Zutaten kombiniert, welche ich gerne bei Problemen mit dem Bewegungsapparat verwende. Hier nun zum Rezept.

 

Klassische Mistelsalbe:

Frische Zweige der Apfelmistel, Birkenporling, Fichtenharz, Olivenöl (oder ein anderes fettes Öl), Lanolin, Schaffett (von den Weizer Schafbauern), Bienenwachs, äth. Kiefernöl, äth. Wintergrünöl,

Zuerst erwärme ich das Schaffett mit der ca. doppelten Menge Olivenöl, also auf ca. 125 g Schaffett kommen 250 ml Olivenöl, ein großer Esslöffel Lanolin kommt dazu. Die Apfelmistel soll Entzündungen besonders gut aus dem Körper ziehen, daher habe ich frische Apfelmistel genommen (also vom Apfelbaum), und frischen Birkenporling. Beide werden gut zerkleinert und in das Fett gegeben, sodass sie noch schön vom Fett/Öl bedeckt sind, aber man einen intensiven Auszug bekommt. Das Schaffett und das Lanolin haben den Vorteil, dass sie auch die wasserlöslichen Bestandteile aufnehmen. Dazu kommen 1-2 EL Fichtenharz (ich habe die beim Sammeln schon zu Kugeln geformt, sodass ich sie gut portionieren kann.) Das Ganze lässt man zugedeckt über mehrere Stunden leicht simmern, dann abkühlen und über Nacht zugedeckt ziehen. Am nächsten Tag erwärmt man erneut, und filtert durch ein feines Sieb ab. Zum Schluss wird mit etwas Bienenwachs abgebunden, sodass die Salbe eine schöne Konsistenz bekommt, auf die angegebenen Mengen sind das ca. 15 – 20 g. In der Abkühlphase werden einige Tropfen der äth. Öle eingerührt. Die fertige Salbe wird in Braunglastigel abgefüllt und abgekühlt bis sie fest geworden ist.

Eine weitere Variation der Mistelsalbe ist die Kombination mit Fliegenpilz und Wacholder. Eine Tinktur aus Fliegenpilz wird volksmedizinisch äußerlich als Einreibung bei Arthrose, Nervenschmerzen und rheumatischen Beschwerden verwendet. Ich persönlich bevorzuge diese Kombination besonders bei wetterbedingten Nervenschmerzen und zur muskulären Entspannung. Mehr zum Fliegenpilz findet ihr auch hier in meinem Beitrag: https://www.andi-und-alex.at/der-fliegenpilz-amanita-muscaria/. Wacholder zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln und wird äußerlich zur Durchblutungsförderung und bei rheumatischen Beschwerden des Bewegungsapparats verwendet.

Auch habe ich hier Mistelzweige von der Weide verwendet. Die Weide enthält den entzündungshemmenden Wirkstoff Salicylsäure, welcher als Acetylsalz besser bekannt ist unter der Bezeichung „Aspirin“. Als Schmarotzerpflanze dieses Baumes übernimmt die Mistel auch hier den entsprechenden Charakter. Doch nun zum Rezept. Wir benötigen:

 

250 ml Olivenöl
2 handvoll frische Mistelzweige von der Weide
Ca. 2 EL frische oder getrocknete Wacholderbeeren.
125 g Schaffett
1 großer EL Lanolin
100 ml Fliegenpilz Tinktur
25 – 30 g Bienenwachs
Äth. Wintergrünöl
Äth. Zirbenöl

Wie beim ersten Rezept wird das Schaffett mit der doppelten Menge Olivenöl und einem Esslöffel Lanolin leicht erwärmt bis das Fett vollständig geschmolzen ist. Die grünen Teile der frischen Mistelzweige werden möglichst gut zerkleinert und zusammen mit zerstoßenen Wacholderbeeren in das warme Fett gegeben. Dabei sollte das Pflanzenmaterial gut vom Fett bedeckt sein. Zugedeckt und in mäßiger Wärme wird hier nun wieder ein Auszug vorgenommen. Diesen lasse ich anschließend über Nacht zugedeckt ziehen und erwärme am nächsten Tag erneut, bevor das Pflanzenmaterial abfiltriert wird. Als Ergebnis erhält man ein intensiv grünes, aromatisches Öl-Fett Gemisch.

Dieses wird nun erneut erwärmt und das Bienenwachs hinzugegeben. Unter Rühren hält man es in der Wärme bis das Bienenwachs vollständig geschmolzen ist. Anschließend nimmt man die Fettphase von der Wärmequelle und rührt mit einem Mixer oder Schneebesen die vorbereitete Fliegenpilz-Tinktur ein. Diese habe ich bereits im Herbst mit frischem Fliegenpilz in hoch%igem Alkohol angesetzt und über mehrere Wochen einen Auszug gemacht. Die Ölphase wird mit der Tinktur gut verrührt, sodass sich die Phasen gut miteinander verbinden. Zum Schluss wird in der Abkühlphase noch das ätherische Öl tropfenweise eingerührt. Die Salbe wird noch flüssig in vorbereitete Braunglastiegel abgefüllt. Anschließend lässt man sie fertig abkühlen bis sie fest geworden ist.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Ausprobieren der Rezepte!

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