Das Bienensterben ist in letzter Zeit in aller Munde. Damit sind nicht unbedingt nur die Honigbienen gemeint, 

die wir Menschen als Nutztiere halten, sondern vor allem auch die vielen Wildbienen, von denen bei uns über 500 verschiedene Arten heimisch sind. Diese sind es auch, welche die Hauptarbeit beim Bestäuben unserer Nutzpflanzen leisten. Immer wieder tauchen in den Medien Artikel zum Thema auf, welche im „social network“ auch fleißig weitergeteilt werden. Doch was können wir selbst zuhause für die Bienen und Insekten in unseren Gärten oder Balkon tun? Dazu befragen wir heute Frau Dr. Henriette Lehmann, Tierarzt und Imker in Weiz.

Frage: Liebe Henry, welche Pflanzen in unseren Gärten oder am Balkon würden den Bienen ein gutes Nahrungsangebot bieten?

Der Ist-Zustand in unseren Gärten ist, dass viele Menschen für ihre Heckengestaltung Pflanzen wie Thujen, Buchsbaum oder Ziergräser wählen, welche nicht als Bienenweide geeignet sind. Als Heckenpflanzen möchte ich viel mehr zu Liguster, Pfaffenhütchen, Feuerdorn, Sanddorn oder Hartriegel raten. Diese Pflanzen werden zur Blütezeit nicht nur von den Bienen geliebt, sondern erfreuen auch uns Menschen mit ihren herrlichen Blüten.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das häufige Rasenmähen. Wer seinen Rasen nicht so häufig mäht, bietet in seinem Garten Platz für niedrige Blütenpflanzen wie Klee, Gänseblümchen, kriechender Günsel, Gundelrebe oder Löwenzahn. Diese Pflanzen bieten eine hervorragende Bienenweide übers ganze Jahr. Außerdem bringen sie auch Abwechslung auf unseren eigenen Speiseplan, da viele dieser Pflanzen als Wildkraut genutzt werden können. Es wäre schön wenn wieder mehr Menschen von der „Einfalt“ des sterilen Rasens zur Vielfalt der Blumenwiesen zurückkehren würden.

Wer in seinem Garten Blumenbeete anlegen möchte, der sollte dabei Pflanzen wählen, deren Blüten nicht gefüllt sind. Gefüllte Blüten ziehen zwar mit ihrem Duft genauso die Bienen an, aber oft bieten diese Pflanzen keinen oder zu wenig Nektar oder Pollen. Manchmal kann man bei solchen Blüten beobachten, wie sich die Bienen und Hummeln regelrecht verausgaben, um an die vermeindliche Futterquelle heranzukommen. Dabei verschwenden sie wertvolle Kraftreserven. Besser sind Blütenpflanzen mit ungefüllten Blüten, die reichhaltig Nektar bieten, wie Wildrosen und andere ungefüllte Rosensorten, Bartblumen, Astern, Lavendel, Salbei und weitere Lippenblütler.  

Desweiteren sollte man darauf achten, dass man in seinem Garten übers ganze Jahr ein Angebot an Blütenpflanzen bietet. Vor allem im Juli und August, wenn in der Landwirtschaft großflächig die Blumenwiesen gemäht werden, entsteht oft ein Mangel an Angebot für die Bienen. Manche Wildbienenbestände sind sehr lokal angesiedelt und haben ein recht kleines Revier. Für diese Bienen ist das Mähen großer Flächen mit Blütenpflanzen eine regelrechte Katastrophe und sie drohen zu verhungern. Daher wäre es wichtig, wenn in der Landwirtschaft die Wiesenflächen gestaffelt gemäht werden würden, und nicht alle Flächen auf einmal verschwinden. Desweiteren können wir mit den Blütenpflanzen in unseren Gärten eine Ausweichmöglichkeit schaffen und so den Wildbienen das Überleben in dieser Zeit erleichtern.

Frage:  Viele von uns haben nicht die Flächen großer Gärten sondern nur einen Balkon oder ein Fensterbrett. Was kann man auf kleinem Raum für die Bienen tun?

Auch auf kleinem Platz kann man seinen Beitrag für die Bienen leisten. Wenn man Küchenkräuter wie Schnittlauch, Thymian, Rosmarin, Bohnenkraut, Salbei und Co blühen lässt, schafft man damit ein kleines Habitat, wo sich die Bienen auftanken können. Wichtig dabei ist natürlich, dass diese Blütenpflanzen für die Bienen zugänglich sind.

Frage: Macht es Sinn in seinem Garten oder am Balkon Insektenhotels zu errichten?

Natürlich macht es Sinn Insektenhotels zu errichten. Dabei muss man aber einige bestimmte Dinge beachten. Zum Beispiel sollte das Insektenhotel nicht am Boden stehen, sondern etwas höher aufgestellt oder aufgehängt sein.  Desweiteren sollte man darauf achten, das Insektenhotel nicht auf die Wetterseite auszurichten. Das Insektenhotel sollte auch richtig gebaut sein. Manche Produkte die fertig im Handel angeboten werden, erfüllen nicht ihren eigentlichen Zweck, sondern locken am Ende höchstens Feldwespen an. Daher sollte man sich im Vorfeld überlegen, was die entsprechenden Insekten wirklich brauchen. Mit kleinen Mitteln, kann man auch ganz leicht selbst eine passende Behausung basteln.

Hier eine kleine Anleitung für eine Behausung für Mauerbienen:

Man nimmt ein Stück unbehandeltes Lärchenholz und bohrt mit einem 7 bis 9 mm  Bohrer mehrere Löcher hinein. Dabei ist darauf zu achten, dass gegen die Faserrichtung gebohrt wird. Wenn die Öffnungen zu sehr ausfasern, sind sie für die Mauerbienen nicht geeignet. Die Fasern und Fransen außen an der Öffnung kann man nach dem Bohren säubern und vielleicht mit Sandpapier etwas abschmirgeln. Dieses Stück Lärchenholz wird anschließend an einem sonnigen und geschützten Ort im Garten oder am Balkon platziert. Anstatt des Lärchenholzes kann man auch ein Stück Tonziegel mit solchen Löchern derselben Größe wählen. Wichtig dabei ist, dass die Öffnungen am anderen Ende verschlossen sind.

Frage: Hast du noch einen abschließenden Tipp für alle Gartenbesitzer?

Was ich abschließend den Gartenbesitzern nahelegen möchte ist, im Herbst den Garten nicht gleich von allen trockenen und abgestorbenen Pflanzenresten zu säubern. Viele kleine Insekten nutzen die vertrockneten Pflanzenteile zum Überwintern. Erst im Frühling, wenn die Pflanzen wieder neu austreiben, kann man die alten Pflanzenteile entfernen.

Liebe Henry ich bedanke mich ganz herzlich für deine aufschlussreichen Tipps.

 

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