Mohn (Papaver)

Wer kennt sie nicht? Die leuchtend roten Blüten des Klatschmohns auf den Feldern. Jedes Jahr aufs Neue kennzeichnen sie das Eintreten des phänologischen Frühsommers.

Der Klatschmohn (Papaver rhoeas) ist nur eine von weltweit bis zu 120 verschiedenen Arten der Mohngewächse. Er ist nicht nur eine beliebte Zierpflanze, sondern wird auch als Speisepflanze sowie volksmedizinisch bei Husten, Erkältungskrankheiten und als beruhigendes und schlafförderndes Mittel verwendet. Da eine Wirksamkeit durch die Kommission E nicht nachgewiesen werden konnte, ist der Klatschmohn arzneilich lediglich als Schmuckdroge in Gebrauch.

Auch der Goldmohn, oder kalifornische Mohn (Eschscholzia californica) wird traditionell zur Behandlung von Nervosität und Schlafstörungen eingesetzt. Dem Kraut werden beruhigende, schlaffördernde, angstlösende und krampflösende Eigenschaften zugeschrieben. Eine Gesamtbewertung der Kommission E verlief allerdings auch hier negativ.

Zu den besonders wirksamen Sorten gehört der Schlafmohn (Papaver somniferum). Der in der Pflanze enthaltene weiße Milchsaft ist reich an Alkaloiden. Trocknet man diesen an der Luft, erhält man Rohopium, aus dem in weiterer Folge Wirkstoffe wie Morphin oder Codein gewonnen werden können. Diese entfalten eine schmerzstillende, dämpfende, hustenreizstillende sowie psychoaktive Wirkung. Medizinisch werden sie häufig in der Schmerztherapie verwendet.

Der 1896 von der Firma Bayer entwickelte Wirkstoff Heroin wurde ursprünglich als Schmerz- und Hustenmittel vermarktet. Neben zahlreichen anderen Indikationen, sollte er ebenso als „nicht süchtig machendes Medikament“ gegen die Entzugssymptome von Morphium und Opium wirken. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Abhängigen allerdings rapide an. Auf der ersten internationalen Opiumkonferenz im Jahr 1912 wurde über ein staatenübergreifendes Verbot der Substanz diskutiert. 1931 gab die Firma Bayer dem politischen Druck nach, und entfernte Heroin aus seiner Produktpalette.

Die ölhaltigen Samen des Schlafmohns werden hauptsächlich in der Küche zur Herstellung von Süßspeisen und Gebäck verwendet. Ebenso gewinnt man aus der Mohnsaat ein kaltgepresstes, fettes Speiseöl, welches in der Küche sowie in der Kosmetik vielseitig zum Einsatz kommt. Die Mohnsamen sind reich an ungesättigten Ölsäuren, Ballaststoffen und Aminosäuren wie Lysin und Leucin. Ebenso sind viele B-Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten.

Eine Sorte des Schlafmohns ist der Waldviertler Graumohn, welcher in Österreich sehr beliebt, und dessen Herkunftsbezeichnung mittlerweile geschützt ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist der Anbau von Schlafmohn in Österreich völlig legal und blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück.

Zur Morphingewinnung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Anbau von Arznei-Mohn (Papaver bracteatum). Aus dieser Mohn Art kann das medizinisch relevante Morphin nur mithilfe industrieller Verfahren gewonnen werden. Dies soll einen Missbrauch erschweren. Allerdings hat sich diese Maßnahme bisher noch nicht durchgesetzt.

Der türkische Mohn (Papaver orientale) ist dem Arznei-Mohn sehr ähnlich und wird häufig als Zierpflanze genutzt. Durch gezielte Kreuzungen existieren mittlerweile viele Sorten in unterschiedlichen Farben welche jedes Jahr aufs Neue den Beginn des Frühsommers in unseren Gärten kennzeichnen und uns mit ihrer kurzlebigen Blütenpracht erfreuen.

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