In unserer industriegeprägten Gesellschaft suchen immer mehr Menschen den Weg zurück zur Natur und einer natürlichen Lebensweise. Die Menschen legen wieder naturnahe Gärten an, züchten Bio-Kräuter auf der Fensterbank oder sammeln Wildkräuter in ihrer nahen Umgebung. Auch in der Landwirtschaft findet ein langsames Umdenken statt. Immer mehr Familienunternehmen setzen auf biologische Landwirtschaft und Nachhaltigkeit. Eines davon ist der Lukashof in Stainz in der Südsteiermark.

Der Lukashof liegt in Grafendorf bei Stainz und ist seit ca 1760 in Familienbesitz. Es ist ein typisch Weststeirischer Hof, mit sehr großen Gebäuden, der erste Högler, namens Peter, war Dorfrichter in der Region. Das Wohnhaus ist im Erzerzhog-Johannstil erbaut, obwohl Teile davon weit älter sind. Die Familie hat im Jahr 2016 in einem Zimmer ein Rosenfresko entdeckt, das aus der Zeit des Peter Höglers stammen dürfte.

Der Hof umfasst 7 ha Wald und ca 12 ha Acker und Wiesenflächen. In der Region ist der Boden lehmig, was bei trockenen Sommern ein Vorteil, bei längeren Regenphasen allerdings schwierig in der Bearbeitung ist. Ein Großteil der Wiesen wird auch als Teil eines Naturschutzprogramms genutzt, weil auch Wiesenflächen für die Störche benötigt werden, die seit ca 60 Jahren auf dem Dach vom Lukashof ein Nest haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass auf solchen Wiesenflächen viele Wildkräuter wachsen, die später für verschiedene Wildkräuter-Auszüge verwendet werden.

Oberhalb des Hofes befindet sich eine 2 ha große Streuobstwiese mit vielen alten Apfel-, Birnen- und Zwetschkenbäumen. Durch die Streuobstwiese führt ein Rundgang (Wilder Kräuterhügel), wo man sich mit Wildkräutern vertraut machen kann. Für Gruppen und zu bestimmten Zeiten bietet der Lukashof dazu auch Führungen an.

 

Frau Dagmar Högler, Inhaberin des Lukashofs, gewährt uns heute einen kleinen Einblick in ihre Arbeit. Liebe Dagmar, seit wann betreibt die Familie den Lukashof?

Die Familie Högler lebt seit 1760 hier auf dem Hof, der den Vulgonamen Lukas hat. Davon leitet sich auch die Bezeichnung Lukashof Genussmanufaktur ab.

Ich selbst bin in Wien geboren, meine Urgroßmutter hatte allerdings im Nachbardorf ein Haus gekauft, wo wir immer die Sommerferien verbracht haben, da ist mein Wunsch entstanden in die Steiermark zu ziehen. Mit 17 habe ich dann meinen Mann kennengelernt und bin nach der Matura nach Grafendorf übersiedelt.

Wir haben den Hof 1986 von den Schwiegereltern und dann 1987 auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt.

 

Wie entstand die Idee, den Hof biologisch zu bewirtschaften und worauf legt Ihr dabei besonders Wert?

Mein Großvater väterlicherseits hatte einen großen Garten in Niederösterreich, er nach den Erkenntnissen von Rudolf Steiner bewirtschaftet hat. Das war für mich eine erste Anregung in Richtung biologische Wirtschaftsweise. Unsere Kräuter werden alle von Hand gepflückt.

 

Auf welche Schwierigkeiten ist eure Familie dabei gestoßen?

Es war nicht leicht meine Schwiegereltern von der Umstellung zu überzeugen, aber dann haben wir festgestellt, dass mein Mann durch die Spritzmittel über mehrere Monate Fieberschübe bekam. Das war dann ausschlaggebend doch einen Biobetrieb zu machen.

Damals hatten wir einen Schweinemastbetrieb mit Einstreuhaltung, der Bio-Maisanbau auf unseren lehmigen Böden hat sich als sehr schwierig erwiesen, da in Regenzeiten das Beikraut zu stark gewachsen ist. Mein Mann und ich wollten aber die Schweinehaltung nicht weitermachen. Wir haben dann bis heute viele verschiedene Produktsparten erzeugt, von Brot über Schnäpse zu Pesto, Senf, Chutneys zu den Kräuterprodukten, die wir jetzt hauptsächlich haben.

Die biologische Bewirtschaftung ist zwar mit immer größeren Auflagen verbunden, wir würden das trotzdem nicht anders machen wollen. In der Vermarktung ist bio grundsätzlich ein Vorteil, wenn auch nicht immer preislich.

 

Was wird am Lukashof alles produziert und vermarktet?

Nach dem ich vor 5 Jahren eine Ausbildung zur traditionell europäischen Heilkunde gemacht habe, werden am Lukashof jetzt vermehrt Kräuter angebaut, die zu Kräutertropfen, Tee und Ölauszügen verarbeitet werden. Eines unserer Haupterzeugnisse ist Oxymel, ein „Wellnessgetränk“ aus der Antike, das vor allem zum Aufbau der Darmflora gegeben wurde. Weiterhin machen wir auch verschiedene Senfsorten, Kürbisknabberkerne, Rosenprodukte, Ansatzschnäpse und Liköre.

 

Was ist Euch bei eurer Arbeit am Wichtigsten?

Mittlerweile arbeiten meine Schwiegertochter Sanaa und mein jüngster Sohn Julian mit. Für uns ist es wichtig, die Kräuter so schonend als möglich anzubauen und zu ernten, dabei werden alle Kräuter per Hand gepflückt, geschnitten und dann zu den verschiedenen Auszügen gegeben oder eben schonend unter 40 Grad getrocknet. Bei dieser schonenden Trocknung haben die Kräuter Rohkostqualität. Da alle verarbeiteten Kräuter bei uns wachsen, können wir garantieren, dass alles ganz frisch zum Beispiel auch zu Hydrolaten destilliert wird.

 

Was gehört für dich zu den schönsten Erlebnissen bei deiner Arbeit?

Besonders freuen wir uns jedes Jahr im März- April, wenn die Störche zurückkommen und dann ein paar Wochen später Junge schlüpfen. Auf unseren Wiesen beobachten wir auch eine bestimmte Art von Heuschrecken, die Lauchschrecke. Grundsätzlich sind wir durch dieses Naturschutzprogramm mehr sensibilisiert auf Insekten und freuen uns auf seltenere Arten wie z.B. Gottesanbeterinnen, Radnetzspinnen und auch die Wespenspinnen.

Im Frühsommer, wenn die Rosen zu blühen beginnen, lässt einen der Duft im wahrsten Sinne des Wortes das Herz aufgehen.

 

Was wünschst du dir für eure zukünftige Entwicklung?

Grundsätzlich ist eine Wertschätzung für natürlich angebaute „Lebensmittel“ (im Gegensatz zu industriell angebauten Nahrungsmittel) wichtig, ich glaube, den meisten Menschen ist dieser Unterschied gar nicht bewusst.

Wünschen würde ich mir auch, dass die Kräuter wieder mehr Einzug halten in die Heilkunde und ein größeres Verständnis für die ganzheitliche Betrachtung des Menschen entsteht.

Für unseren Betrieb wünsche ich mir, dass unsere Kinder in diese Richtung weiterarbeiten und davon auch gut leben können.

 

Vielen Dank liebe Dagmar für den Einblick in eure tolle Arbeit. Vielleicht kann dieser Einblick auch eine Anregung sein für andere landwirtschaftliche Betriebe, eine neue Richtung einzuschlagen. Und für Alle, die nun neugierig auf den Lukashof geworden sind, findet Ihr nähere Information hier auf der Homepage: https://www.lukashof.com/ wo auch geplante Veranstaltungen und Öffnungszeiten für Besucher einzusehen sind.

 

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