Die Zeit um Beinwellwurzeln zu graben kehrt nun bald wieder, doch aktuell kann man noch die großen rauen Blätter ernten. So manche Beschwerden des Bewegungsapparates wollen auch nicht bis zur kommenden Wurzelsaison warten. Da trifft es sich, dass der Beinwell in meinem Garten derart wuchert, dass ich dazu gezwungen bin, ganze Pflanzen zu jäten, um anderen Platz zu machen. Ganz nach der Devise „was gejätet wird, wird geerntet“ werden diese Pflanzen natürlich gleich mit Putz und Stängel verarbeitet.

Von der Kommission E wurden nicht nur die Beinwellwurzeln, sondern auch die Blätter positiv bewertet. Diese enthalten ebenso Allantoin und Rosmarinsäure und werden äußerlich bei Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und ähnlichen Beschwerden des Bewegungsapparates empfohlen. Der Wirkstoff Allantoin ist für seine heilenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Die beste Zeit die Blätter zu ernten ist jetzt im Spätfrühling bzw. im Frühsommer.

Mit einem Schmelzpunkt von 225 bis 236°C ist Allantoin recht hitzestabil und gut für warme Auszüge geeignet. Jedoch sollte man beachten, dass der Wirkstoff empfindlich auf die Berührung mit Metallen reagiert. Dies kann eine katalytische Reaktion hervorrufen und die Zersetzung des Wirkstoffes zur Folge haben. Eine kurze Berührung zum Beispiel beim Zerkleinern der Pflanzenteile ist zwar unbedenklich, jedoch sollten längere Auszüge nicht in Metallgefäßen erfolgen. Ebenso sollten allantoinhältige Zubereitungen nicht in Metallgefäßen gelagert werden. 

Allantoin ist sehr gut fettlöslich, und daher gut für ein Ölmazerat geeignet. Da die frischen Pflanzenteile viel Feuchtigkeit enthalten, habe ich mich hier für einen warmen Ölauszug über mehrere Stunden entschieden. Als Trägerfett habe ich diesmal Ziegenfett in Bioqualität gewählt. Dieses war ein Geschenk von einem lieben Biobauern aus dem wunderschönen Kärnten.

Fett ist bei Mensch und Tier ein Energiespeicher. Wir wissen heute, dass mit unseren Fettpölsterchen auch andere Stoffe miteingelagert werden, Giftstoffe ebenso wie Wirkstoffe, ganz abhängig von unserem Lebensstil. Dies erklärt auch, warum manche tierischen Fette selbst zu Wirkstoffträgern werden. Die Äbtissin Hildegard von Bingen schätzte zum Beispiel Dachsfett zu Behandlung von Gicht oder verrenkten Gliedern. Das erwähnte Ziegenfett stammt von mindestens 5 Jahre alten Tieren, welche sich hauptsächlich von würzigen Bergkräutern ernähren durften. Dieses zeigt, so wurde mir erklärt, eine besonders gute Wirksamkeit. Und tatsächlich habe ich selbst damit auch in einer anderen Zubereitung schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Wer hier kein tierisches Fett verwenden möchte, kann den Auszug natürlich ebenso mit einem Pflanzenöl machen, und später in der Zubereitung den Anteil an Bienenwachs entsprechend erhöhen um das Öl zu einer Salbe zu binden.

Als weitere Wirkstoffe habe ich ein zuvor aus der Wurzel bereitetes Beinwellöl verwendet, sowie mein hausgemachtes Johanniskrautöl. Das Johanniskraut zählt ebenso zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln und wird unter anderem äußerlich zur Behandlung von Muskel- und Gelenksbeschwerden empfohlen. Abgerundet wird die Komposition durch die Beigabe von Fichtenharz, welches äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden sowie Nervenschmerzen empfohlen wird. Des Weiteren habe ich ätherisches Wacholderöl sowie ätherisches Rosmarinöl hinzugefügt. Der Wacholder wird äußerlich zur Behandlung von Muskel und Gelenksschmerzen eingesetzt. Der Rosmarin fördert zusätzlich die Durchblutung und wird äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden eingesetzt.

Nun kommen wir zum Rezept. Die frischen Beinwellpflanzen welche ich in meinem Garten gejätet habe, werden gut gewaschen und vorsichtig trocken getupft. Anschließend werden sie klein geschnitten. Als weitere Zutaten benötigt man:

Ca. 200 g frische Beinwellblätter (auch mit Stiel und Wurzel)
250 g Ziegenfett
150 g Beinwellwurzelöl (auf Olivenölbasis)
150 g Johanniskrautöl (auf Olivenölbasis)
100 g Fichtenharz
30 g Bienenwachs
10 Tr. Äth. Wacholderöl
10 Tr. Äth. Rosmarinöl

Das Ziegenfett wird vorsichtig in einem Topf geschmolzen und die Beinwellblätter (auch Stängel und Wurzeln) werden hinzugegeben. Bei mäßiger Wärme von ca. 70 bis 80°C werden die Blätter nun gut ausgezogen. Um einen optimalen Auszug zu erlangen, wird die Zubereitung von mir mit dem Pürierstab fein zerkleinert. So können alle Wirkstoffe aus den Blättern gut in das Öl übergehen. Bei einer guten Zerkleinerung reicht es, den Auszug über 2 bis 3 Stunden erfolgen zu lassen. Dabei lasse ich das Fett zwischendurch auch wieder abkühlen und erwärme es erneut. Dieses färbt sich durch die Blätter leicht grün.

Anschließend werden dem Beinwellblätterauszug zuvor bereitetes Johanniskrautöl sowie Beinwellwurzelöl beigemischt. Anschließend wird das Fichtenharz hinzugegeben und in der Ölzubereitung vorsichtig unter ständigem Rühren geschmolzen. Dabei ist es wichtig, die Temperatur von 70 bis maximal 80°C nicht zu überschreiten. Ein Erwärmen auf mindestens 70°C dient hierbei nicht nur dem Herauslösen der Wirkstoffe, sondern auch der mikrobiellen Reinheit und somit besseren Haltbarkeit der Salbe.  Hat sich das Harz vollständig aufgelöst, wird das flüssige Öl noch warm durch ein feines Sieb filtriert. Dabei entfernt man die zerkleinerten Pflanzenteile vom Beinwell, wie auch Verunreinigungen vom Fichtenharz.

Bei neuen Salbenrezepten habe ich mir angewöhnt, vor der Aushärtung immer eine kleine „Gelierprobe“ zu machen, ähnlich wie es beim Marmeladekochen üblich ist. Auf diese Weise kann man die Konsistenz der Salbe im festen Zustand vorab gut beurteilen. Das Ziegenfett allein sorgt bereits für eine gute Konsistenz im festen Zustand. Da ich meine Salbe aber gern ein wenig fester haben möchte, erwärme ich die Zubereitung erneut ganz vorsichtig und füge noch 30g Bienenwachs hinzu. Dieses wird gut in die Salbe eingerührt. Nun wird die Salbe von der Wärmequelle genommen und erst in der Abkühlphase werden die ätherischen Öle zu getropft und gut eingerührt.

Wenn man ein ätherisches Öl das erste Mal in einer Zubereitung verwendet, empfiehlt es sich, zuvor einen kleinen Verträglichkeitstest auf der Haut durchzuführen. Dazu vermengt man einen Tropfen des Öls mit einem gut verträglichen Hautöl (Olivenöl, Jojobaöl etc.) und trägt es so auf dem Handrücken oder in der Armbeuge auf. Wenn nach einigen Minuten keinerlei Reizungen an dieser Stelle entstehen, ist das Öl gut verträglich und für den weiteren Gebrauch geeignet.

Sind alle Zutaten gut vermischt, wird die noch flüssige Salbe in zuvor vorbereitete Braunglastigel abgefüllt. Diese lässt man abkühlen bis die Salbe fest geworden ist. Ich wünsche gutes Gelingen!

https://buecher.heilpflanzen-welt.de/BGA-Kommission-E-Monographien/symphyti-herba-folium-beinwellkraut-blaetter.htm
https://www.chemie.de/lexikon/Allantoin.html
http://www.arzneipflanzenlexikon.info/johanniskraut.php

5 thoughts on “Beinwellblätter-Kräutersalbe

  1. Hallo ihr lieben
    Kleine Frage verkauft ihr auch eure Salben habt ihr vielleicht einen Online Shop .? Mit freundlichen Grüße Maria

        1. hallo, am besten fragst du bei einem ziegenbauern in deiner nähe…
          ich hab welches von einem befreundeten kärntner bio-ziegenbauern bekommen, man kann aber zb auch schaffett nehmen, das ist sehr ähnlich.. das bekomme ich hier von den einheimischen weizer schafbauern… ich glaube die haben sogar einen online-shop..

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