Vor einiger Zeit erklärte mir eine erfahrene alte Kräuterfrau, der Augentrost heißt deshalb „Augentrost“, weil er das Auge tröste, wenn es traurig ist. Sie empfahl den Tee, wenn man etwas Licht und Freude braucht. Bei Augenerkrankungen wende sie ihn kaum an. Diese Weisheit aus der Volksmedizin passt auch zur botanischen Bezeichnung der Pflanze.

Denn der Gattungsname „Euphrasia“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Freude“ oder „Frohsinn“.

Weltweit sind über 350 verschiedene Arten verbreitet. 46 Arten davon gelten als gefährdet und wurden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) auf der Roten Liste gefährdeter Arten kategorisiert. Deshalb sollte man bei Wildsammlung darauf achten, keine gefährdete Art zu sammeln. Volksmedizinisch verwendet wird Euphrasia officinalis, der gewöhnliche Augentrost.

Alle Augentrost-Arten sind Halbschmarotzer, da sie mithilfe von Saugwurzeln ihren Wirtspflanzen Nährsalze entziehen. Aufgrund dieser Eigenschaft wird die Pflanze mancherorts auch „Wiesenwolf“ oder „Milchdieb“ genannt, da die umliegenden Gräser durch den Nährstoffentzug schlechter wachsen. Er wächst bevorzugt auf Magerwiesen bis in Höhenlagen von 2300 m Seehöhe und erfreut uns von Juli bis Ende September mit seinen Blüten.

Der gewöhnliche Augentrost (Euphrasia officinalis) oder auch Wiesenaugentrost genannt, wird seit dem 13. Jahrhundert in Europa bei Augenkrankheiten verwendet. Verwendet wird das getrocknete, blühende Kraut, aus welchem Waschungen und Tinkturen bereitet werden. Ihm werden reizlindernde, entzündungshemmende, befeuchtende, antimikrobielle und adstringierende Eigenschaften zugeschrieben. Zu den angegebenen Indikationen gehören Bindehautentzündung, Augenreizungen, trockene Augen, Sehstörungen und Augenermüdungen, aber auch Hautentzündungen.

Aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe soll der Augentrost als Tee innerlich angewendet auch bei Magenbeschwerden nützlich sein. Weitere enthaltene Inhaltsstoffe sind Iridoidglycoside, Lignane, Phenylethanoidglycoside und Flavonoide. Der Augentrost wird jedoch nur volksmedizinisch, homöopathisch sowie in der anthroposophischen Medizin verwendet. Von der Kommission E erhielt er eine Nullmonographie, da die Wirksamkeit nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte.

Auch vom HMPC wurde der Augentrost negativ bewertet und erhielt somit keine Einstufung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören Überempfindlichkeitsreaktionen sowie leichte Reizungen nach der Verabreichung. Über die vermeindlich stimmungsaufhellende Wirkung des Augentrosts ist in der Literatur leider wenig zu finden. Doch „Nomen est omen“ heißt es doch so schön. So könnte nicht nur der Gattungsname ein Hinweis darauf sein, sondern möglicherweise auch die enthaltenen Iridoidglycoside, welche zum Beispiel auch in Baldrian und anderen Pflanzen zu finden sind. Schlussendlich sollte man den Ratschlag einer weisen alten Kräuterfrau nicht in den Wind schlagen. Gerade dieses Wissen kann besonders wertvoll für uns sein. Ebenso wertvoll wie eine Tasse warmer Augentrost-Tee sobald die Herbstnebel wieder durch die Lande ziehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert