Der Pecher, auch Pechler oder Harzer genannt, ist ein traditioneller Handwerksberuf der in der heutigen Zeit weitgehend in Vergessenheit geraten ist.Seine Aufgabe war es aus Nadelbäumen, hauptsächlich Kiefern und Lärchen, das wertvolle Baumharz, auch Pech genannt, zu gewinnen.

Josef Achhorner durfte in seinem Heimatdorf im Mühlviertel bei einem der letzten Pecher der Region eine entsprechende Ausbildung machen. Wir freuen uns ganz besonders, dass er heute sein Wissen mit uns teilt. Lieber Josef, was kannst Du uns über den Beruf des Pechers erzählen?

Der Pecher war früher ein eigenständiger Beruf. Sein Schutzpatron war der Hl. Vinzenz von Saragossa, Schutzpatron der Pecher und Holzfäller. Bei den Pechölbrennern war es der HL Florian. Er ist für alle Berufe zuständig die mit Feuer zu tun haben. Ein hauptberuflicher Pecher musste im Jahr 2000 bis 4000 Bäume bearbeiten um mit seiner Familie gut leben zu können. Er war von März bis Oktober tätig. Außerdem musste er einen Teil des Peches dem Waldbesitzer abgeben.

Natürlich dufte das auch nur mit der Genehmigung des Waldbesitzers gemacht werden. Ein Baum musste 1mal pro Woche bearbeitet werden und brachte 2 bis 3 kg Ertrag im Jahr. Ein und derselbe Baum konnte über 40 Jahre bearbeitet werden, aber es waren nicht alle Bäume geeignet. Bei uns wurden nur Schwarzföhren verwendet.

Eine ganz besondere Methode der Pech Gewinnung ist das Pechölbrennen. Diese alte und besonders ertragreiche Methode wird bis heute noch im östlichen Mühlviertel praktiziert und wurde im Jahr 2013 als traditionelles Handwerk von der UNESCO ins Weltkulturerbe aufgenommen. Lieber Josef, wie bist du dazu gekommen das zu lernen?

Ich bin durch einen alten Freund zum Pechölbrennen gekommen, der mich dazu überredet hat die Prüfung zu machen.
Bei uns im Mühlviertel sind bis heute noch an die 90 sogenannter „Pechölsteine“ zu finden. Diese Steine gibt es nur in einen paar Gemeinden im Umkreis, meist an Waldrändern in südlicher Lage mit einen leichten Gefälle. Sie bestehen aus Weinsberger Granit und an der Oberfläche sind Rillen, oft in der Form eines Lindenblatts, eingeritzt. So einen Pechölstein braucht man zum Pechölbrennen. Auf ihm wird das Pechöl aus dem Holz gezogen und kann über die Rillen ablaufen, wo es dann durch einen Auslass gesammelt wird.

Und wie läuft das dann genau ab?

Das Pechölbrennen hat viel mit alter Tradition und Aberglaube zu tun. Heute ist es nicht mehr so streng, aber ursprünglich musste man ganz zeitig in der früh raus und den Meiler richten. Dazu wird das Holz wie bei einem Kohlenmeiler pyramidenförmig auf dem Pechölstein aufgeschichtet und mit frischem Reisig bedeckt.

Dieser Meiler wurde von Großvater Vater und Enkelsohn ohne ein Wort zu sprechen angezündet. Wenn der Meiler dann brennt wird er mit Erde verschlossen. Das Holz darf dabei nur glosen und verglimmt dabei zu Holzkohle. Diese wurde früher dann in den Hausschmieden verwendet. Das Baumharz wird dabei durch die Hitze langsam aus dem Holz geschwitzt und kann über die Rillen unten im Stein abrinnen.

Man sieht am Rauch der aus dem Mailer aufsteigt, ob die Temperatur stimmt. Der Rauch muss weißgrau sein. Mit einem Haselnussstab muss man Löcher zur Belüftung stechen. Wird der Rauch blau, muss man die Löcher wieder schließen. Der Brennvorgang kann je nach Größe 8 bis 12 Stunden oder auch länger dauern. Frauen durften dabei früher nicht mitarbeiten, sondern nur Essen und Trinken bringen. Das Öl das als erstes aus dem Meiler herausrann, nannte man „Heilsam“. Es wurde mit Butter Honig oder Bienenwachs zu einer Salbe verarbeitet. Diese wurde als Zugsalbe bei Eiterungen, Prellungen, Verstauchungen, und Gicht verwendet. Bei Tieren verwendete man sie bei Hufspaltungen, bei Pferden oder verletzten Klauen, bei Kühen und Nabelschnur Entzündungen bei den Kälbern, bei Schweinekrankheiten, eigentlich als „Allheilmittel“. Das letzte „minderwertige“ Öl, das gegen Ende des Brennvorgangs aus dem Meiler rann, vermischte man mit dem Fett von Schweinsdärmen und verwendete es zum Schmieren von Wagenachsen oder als Riemenpech.

Die Pecher gingen früher von Haus zu Haus und boten das gewonnene Pechöl an. Sie durften aber kein Geld dafür nehmen, weil sonst die Heilwirkung verloren ging. Es durften nur Materialien getauscht werden, wie Speck, Brot, Schnaps, Eier, und was man halt zum täglichen Leben brauchte.

Was für ein Holz wird zum Pechölbrennen am besten genommen?
Es wird nur das Holz der Rot- bez. Weißföhre genommen. Es soll mindesten drei Jahre gelagert werden. Am besten sind die kropfigen (Keil-) Scheiteln und harzeichen Auswüchse oder die Kernstücke vom Wurzelstock. Andere Nadelbäume geben ihr Harz nach außen ab wenn sie verletzt werden. Föhren und Lärchen schützen ihre Bruchstellen eher innen mit Harz. Deswegen ist das Holz sehr harzreich. Besonders gut ist das Holz von Bäumen, bei denen der Blitz eingeschlagen hat. Das hat auch mit der Energie des Blitzes zu tun.

Und kann man eigentlich übers ganze Jahr Pechöl brennen?
Nein. Brennen kann man traditionell nur zwischen Pfingsten bis hin zur Sommersonnenwende und Mitte August um Maria Himmelfahrt. Wenn das Wetter noch nicht warm genug ist, ist der Pechölstein zu kalt und das Pechöl würde in den Rillen erstarren und dann im Meiler verbrennen, weil es nicht herausrinnen kann. Auch das Wetter muss gut sein. Deshalb werden meistens die langen Sonnentage um die Mittsommerzeit genutzt.

Wie lange wird diese Tradition schon im Mühlviertel betrieben?
Wie lange es das Pechölbrennen schon gibt, darüber sind sich die Forscher nicht einig. Es wird aber auf etwa 1000 Jahre geschätzt. In der Region um Elz gibt es auch einen Pechöl-Wanderweg, wo man sich die alten Pechölsteine anschauen kann. Außerdem gibt es eine Pechöl-Schaubrennerei und die Böhmerwaldschule bietet Workshops an, wo man lernt seine eigene Pechölsalbe zu rühren.

Lieber Josef, vielen herzlichen Dank für Deine interessanten Ausführungen und auch für die tollen Bilder die Du uns zur Verfügung gestellt hast! Möchtest Du zum Abschluss unseren Lesern noch etwas sagen?

Wer sich für das Pechölbrennen interessiert, kann sich das bei uns im Mühlviertel näher anschauen. Im Sommer gibt es auch immer traditionelle Veranstaltungen wo das gezeigt wird. Wer für den Hausgebrauch selber im Wald Pech sammelt, soll bitte nur nehmen was man mit der Hand pflücken kann. Ohne Erlaubnis dürfen in einem fremden Wald keine Bäume einfach angeritzt werden. Wenn man das nicht richtig macht, kann man dem Baum richtig Schaden zufügen. Außerdem sind nicht alle Bäume dafür geeignet. Beim Schaubrennen im Mühlviertel kann man daher nicht nur fertige Salben kaufen, sondern auch das rohe Pech, mit dem man dann selber weiterarbeiten kann. Es ist schön wenn das alte Kulturgut erhalten bleibt. Wichtig dabei ist es immer alles mit Herz und einer guten Gesinnung zu machen

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