Berti seit 2017

 

Hörnchen

Frau Schnurrbrumm ?-2017

Eine „fast wahre“ Tiergeschichte…

Der Frühling zieht nun wieder über die Lande, und alles was Winterruhe gehalten hat, erwacht aus seinem Schlaf und begibt sich hungrig auf Futtersuche. Auch der Kater Bertel verlässt nun immer öfter des Nachts seinen warmen Platz auf der Couch um durch die Gärten und über die Felder zu streifen. Als Kater von heute, der etwas auf sich hält, hat er natürlich sein menschliches Personal perfekt im Griff. Das bedeutet, wann immer er auf seinen Streifzügen hungrig wird, oder sich aufwärmen möchte, genügt es an der Terrassentür zu kratzen, und sofort wird er vom gut erzogenen Frauchen eingelassen. Wenn er wieder hinaus möchte, reicht es neben Frauchens Bett auf dem Teppich zu scharren. Nur selten ist es nötig ihr mit der Krallenpfote in den Fuß zu hacken, was ihr meistens gar nicht gut gefällt. Da ist die sanftere Methode mit leisen Kratz- und Scharrgeräuschen schon besser. Vor allem ist das Frauchen darauf schon derart konditioniert, dass sie dabei nicht einmal mehr richtig aufwacht, sondern nur noch in einem schlaftrunkenen Automatismus reagiert, ohne dabei bewusst wahrzunehmen, was tatsächlich um sie herum vorgeht.

Nun, dies eröffnet natürlich auch für andere hungrige Gartenbesucher ganz neue Möglichkeiten. Sicher hatte der Igel sein Vorgehen nicht bewusst beabsichtigt. Eigentlich wohnt er nur zufällig hier im Garten, und die Terrasse gehört zu seinem Revier. Allerdings ist auch er nicht ganz geräuschlos unterwegs, wenn er auf seiner Futtersuche zwischen den Blumenkästen und Kräutertöpfen herumstromert. Des Katers Frauchen, gut abgerichtet wie sie ist, richtet sich bei den vertrauten Kratzgeräuschen sogleich auf, wandelt schlaftrunken, ohne die Augen richtig zu öffnen zu Terrassentür und macht dem vermeintlichen Katertier sogleich auf. Einen Moment lang ist alles still. Doch dann vernimmt sie einen Schatten der zischend an ihren Beinen vorbeischleicht und sich in Richtung Küche davonmacht. Unverständlich vor sich hin murmelnd geht sie wieder zu Bett.

Der Kater, der eigentlich gar nicht draußen war, beäugt das ganze Geschehen interessiert von seinem Couchplatz aus. Doch mit dem Igel hat er schon seine Erfahrungen gemacht. Daher beschließt er wohl, hier nicht weiter einzugreifen und zu dem stacheligen Gefährten seinen Abstand zu halten. Ja mit Katzen ist das oft so eine Sache. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, dass man nie genau weiß wo sie sich gerade, und in welchem Zustand sie sich befinden, sogar dann, wenn sie direkt neben einem liegen. Nicht umsonst hat der berühmte Physiker Erwin Schrödiger für sein quantenmechanisches Gedankenexperiment eine Katze zum Vergleich herangezogen. Jeder Katzenbesitzer weiß sofort, was damit gesagt werden will, den so ein „Katzenzustand“ ist eine wirklich sehr paradoxe Angelegenheit. Der Igel, der sich inzwischen satt gefressen hat, sucht nun zischend und fauchend an der verschlossenen Terrassentür den Ausgang. Wie auf Befehl erscheint des Katers Frauchen, ganz ihrem konditionierten Reflex verfallen und öffnet die Tür. Der Kater folgt dem Igel in einem sicherheitsbedingten Abstand nach draußen. Dem Frauchen fällt in ihrem Schlaftaumel auch gar nicht weiter auf, dass es diesmal zwei Schatten waren, die da zu ihren Füßen vorbeigetrabbelt sind.  

Die streunenden Katzen aus der Nachbarschaft haben sich wohl in erster Linie aus Neugierde genähert. Katzen neigen ja dazu, Situationen zuerst mal genauer zu beobachten. So hat es auch nicht lange gedauert, bis ihnen klar wurde, dass sich hier eine neue Futterquelle auftut. Und bekanntlich sind in der Nacht alle Katzen schwarz. Daher ist es nicht im geringsten weiter aufgefallen, dass sich hier verschiedene Streuner auf sehr freche Art und Weise Zutritt verschafften. Des Katers Frauchen stellt morgens nur gähnend fest, dass sie heute ganz besonders müde ist, und der Kater des Nachts wohl ordentlich lästig war. Sie dürfe ihm da nicht jedes Mal nachgeben überlegt sie kurz. Doch in der darauffolgenden Nacht setzt wie üblich beim ersten Kratzen an der Terrassentür das Reflexverhalten wieder ein, und dem Vierbeiner, wer auch immer es diesmal gerade sein mag, wird aufgetan.

Wie der Marder hier wohl auf den Geschmack gekommen ist, darüber kann man im Nachhinein nur noch spekulieren. Ursprünglich angezogen vom regen Treiben am Komposthaufen im Garten, hat er es sich hier inzwischen gemütlich gemacht, und einen fixen Wohnort unter einem Stapel Lärchenbretter gefunden. So nah am Haus verliert sogar dieser vorsichtige Geselle nach einer gewissen Zeit seine natürliche Scheu vor dem Menschen, und eine angeborene Neugierde sowie der verführerische Duft nach frischem Katzenfutter tragen zusätzlich ihren Teil dazu bei. Aufmerksam wie ein Fuchs und behände wie eine Schlange folgt er der verlockenden Duftspur. Und auch wenn Anpirschen des kleinen Banditen Handwerk ist, so bleibt er dabei dennoch nicht völlig geräuschfrei. Daher dauert es nicht besonders lange, und die menschliche Hausherrin, völlig gefangen in ihrem eigenen Verhaltensmuster, öffnet ihm die Tür zu Futterquelle. Sogleich wieder ins Bett fallend vernimmt sie im Halbschlaf noch gierige Schmatzgeräusche. „Also so manchmal“, denkt sie bei sich schon halb im Traum, „da frisst der Bertel wirklich wie ein Schwein.“

Der echte Kater Bertel bekommt von all dem nichts mit. Die ganze Nacht über hat er in Nachbars Pferdestall auf Mäusejagd verbracht. Einen Teil seine Beute bringt er im Morgengrauen brav mit nachhause und verteilt diverse Körperteile von Nagetieren sorgfältig auf den Steinplatten der Terrasse und auf der Fußmatte, wie es seine katzenhafte Pflicht ist. Es dämmert bereits als er hungrig eingelassen werden will, und gelobt will er natürlich auch werden. Immerhin hat er die ganze Nacht sehr harte Katzenarbeit geleistet. Was er vorfindet, ist die gähnende Leere einer blankgeputzten Futterschüssel und eine übermüdete Hausherrin die mit einem „Plumps“ wieder in ihr Bett fällt. Nun heißt es aber besonders Betteln und lästig sein. Da kann nun auch schon mal die spitze Krallenpfote zum Einsatz kommen, weil so geht es ja wirklich nicht, das ist doch unerhört! Irgendwann gibt des Katers Frauchen dann auch nach und folgt den hartnäckigen Forderungen ihres treuen Pelztieres. Dabei ist ihr nur eines unverständlich, was sich bestimmt viele Katzenbesitzer fragen. Wie kann es nur möglich sein, dass ein einzelner Kater derartige Unmengen an Katzenfutter verdrücken kann?