Wer kennt nicht das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm über den süßen Brei? Ein armes, frommes Mädchen begegnet im Wald einer alten Frau und bekommt von ihr einen Zauberkessel geschenkt. Dieser wird sie und ihre Lieben für immer satt machen, sofern man die richtigen Worte zu ihm spricht.

Tatsächlich stammt der Name „Hirse“ aus dem Altgermanischen und bedeutet soviel wie „Nahrung“ oder „Sättigung“. Dabei handelt es sich um die Sammelbezeichnung für ein Getreide aus der Familie der Süßgräser, welches dem Menschen bereits seit über 8000 Jahren als Nahrungsmittel dient.  Grundsätzlich unterscheidet man hier zwei Hauptgruppen. Die Sorghumhirsen (Sorghum) sind die ertragreicheren Sorten mit größeren Körnern als die Millethirsen (Paniceae) oder auch „echte Hirsen“ genannt. Zu den am häufigsten verwendeten Sorten zählen die Rispenhirse, Kolbenhirse, Zuckerhirse (Sorghum), Teff und Perlhirse.

Die im Handel erhältliche Goldhirse ist keine eigene Sorte, sondern einfach nur die geschälte, kochfertige Hirse. Die ebenso erhältliche ungeschälte Hirse ist wesentlich reicher an Mineralstoffen und Spurenelementen. Neben den wichtigsten Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Zink und Eisen ist Hirse auch besonders reich an B-Vitaminen, Kieselsäure, Beta-Carotin und essentiellen Fettsäuren. Durch den hohen Gehalt der B-Vitamine wirkt sich Hirse positiv auf Haut, Haare und Nägel aus und ist zusätzlich gut für die Nerven. Des Weiteren ist Hirse frei von Gluten und daher auch für Zöliakie Patienten geeignet. Die enthaltenen Polyphenole wirken sich zusätzlich positiv auf den Cholesterinspiegel aus.

Neben Hafer ist Hirse eines der nährstoffreichsten Getreide. Im Altertum bis ins Mittelalter zählte Hirse zu den Hauptnahrungsmitteln in Europa. Da sie auch auf nährstoffarmen Böden leicht zu kultivieren ist, wird sie auch heute noch als „Hungergetreide“ bezeichnet. Neben den USA und China zählen Indien, Nigeria und Äthiopien zu den Hauptanbaugebieten. Doch ist Hirse nicht nur ein gesunder „Sattmacher“. Aufgrund des hohen Eiweißgehalts ist sie für Veganer eine wichtige Proteinquelle. Des Weiteren bindet Hirse Wasser und neutralisiert übermäßige Magensäure. Wer an Reizdarmsyndrom oder regelmäßigen Verdauungsproblemen leidet, wird die wohltuende Wirkung von Hirse bald zu schätzen lernen. Durch die regulierende Wirkung auf die Verdauung und den Säurehaushalt, wirkt sich Hirse auch positiv auf das Entzündungsmanagement des Körpers aus. Auf diese Weise können nicht nur Stoffwechselstörungen, sondern auch rheumatische Beschwerden gelindert werden.

In der Küche kann man das nährstoffreiche Superfood vielseitig verwenden. Wichtig ist dabei die richtige Vorbereitung. Wer über besagten Zauberkessel verfügt, der spricht die Worte „Töpfchen koche“ und wartet, bis der Zauberkessel die benötigte Menge Hirsebrei produziert hat. Alle anderen messen die gewünschte Menge Hirse ab und waschen diese gründlich. Danach bringt man die doppelte bis dreifache Menge Wasser zum Kochen. Ich persönlich verwende immer etwas weniger als die dreifache Menge. So sind die Körner schön durch und der Brei hat die richtige Konsistenz. Dem Kochwasser füge ich immer eine kleine Prise Salz und ein kleines Stück Butter bei. Ist der Hirsebrei fertig, kann er direkt, zb als Süßspeise mit etwas Zimtzucker genossen werden, oder man verarbeitet ihn weiter zu leckeren Hirse-Gerichten. Hier habe ich zwei meiner Lieblingsrezepte für euch.

 

Hirse-Laibchen
1 Tasse Hirse kochfertig
3 Tassen Wasser
Etwas Salz und Butter
1 – 2 Karotten
1 große Zwiebel
1 Ei
Salz, Pfeffer
1 Bund frische Gartenkräuter
Semmelbrösel
Öl zum Braten

Der Hirsebrei wird wie beschrieben vorbereitet. Danach lässt man ihn abkühlen. Die Zwiebel wird fein gehackt, die Karotten werden grob gerieben. Bei den Kräutern geht man nach den eigenen Vorlieben und der Saison. Ich habe diesmal in meinem Garten die grünen Blätter vom Spitzwegerich, etwas Karottengrün, Petersilie, Basilikum, Majoran, ein paar Salbeiblätter und Bohnenkraut gesammelt und fein gehackt. Diese Zutaten werden dann gut mit dem abgekühlten Hirsebrei vermischt. Des Weiteren mischt man ein rohes Ei unter und schmeckt die Masse mit Salz und Pfeffer ab. Anschließend mischt man gerade so viel Semmelbrösel unter, dass die Masse gut formbar wird. Daraus formt man nun schöne, gleichmäßige Laibchen. Diese werden anschließend in etwas heißem Öl von beiden Seiten goldbraun gebraten. Dazu passt ausgezeichnet grüner Blattsalat und ein Sauerrahm-Kräuterdip.

 

Süßer Hirse-Auflauf
1 Tasse Hirse kochfertig
3 Tassen Wasser
Etwas Salz und Butter
2 Eier
1 Becher Schlagobers
Zucker nach Geschmack
Etwas gemahlener Zimt
Etwas Butter zum Einfetten

Der Hirsebrei wird wie beschrieben vorbereitet. Danach lässt man ihn abkühlen. Das Eigelb wird vom Eiweiß getrennt. Eigelb, Zucker und Schlagobers werden zusammen leicht schaumig gerührt. Das Eiweiß wird extra zu Schnee geschlagen. Anschließend mischt man den abgekühlten Hirsebrei mit der Eigelb-Masse gut durch. Zum Schluss wird das geschlagene Eiweiß mit dem Löffel vorsichtig und gleichmäßig untergehoben. Die Masse wird in eine vorbereitete Auflaufform gefüllt und mit Zimt bestreut. Zum Schluss wird der Auflauf im vorgewärmten Backofen bei 180°C für ca. 40 Minuten gebacken. Der fertige Auflauf schmeckt besonders gut mit hausgemachtem Apfelkompott und Vanillesauce.

Dies sind nur einige von vielen Rezepten, wie man Hirse in der täglichen Ernährung genießen kann. Doch zum Schluss noch eine Warnung: Wer den Zauberkessel verwendet, darf nicht vergessen die Worte „Töpfchen stehe“ zu sprechen. Ansonsten kann es leicht passieren, dass der Topf überkocht, und man sich erst durch eine Menge Hirsebrei essen muss, bevor man wieder aus der Küche kommt. 

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