Bittere Tränen weinte der Walnussbaum. Hatten doch die Menschen nichts Besseres im Sinn als sein wertvolles, schönes Holz dazu zu verwenden Waffen herzustellen.

Walnussbäume sind von sehr edler Gesinnung müsst ihr wissen. Sie sind sehr standhaft und setzen ihre Kraft für ihre hohen Ideale ein. Und nun waren nur noch wenige von ihnen übrig geblieben, da die Menschen viele davon gefällt hatten um aus ihrem Holz Waffen für ihre großen Kriege zu bauen. Nicht nur, dass so viele seiner Brüder gefällt wurden stimmte den Walnussbaum traurig. Sondern auch die Tatsache, dass sein schönes hartes Holz zu einem so bösen Zweck verwendet wurde. Denn ganz egal auf welcher Seite man steht, in Kriegen zu kämpfen hat jedem bisher nur Unheil gebracht. Und dafür missbraucht zu werden erfüllte den Walnussbaum mit großer Bitterkeit.

Als Gott dies sah, sprach er zu dem Baum: „Bedenke, lieber Walnussbaum, der Mensch ist ein Geschöpf des freien Willens. Diese Bürde wurde ihm auferlegt, seit er vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hat. So muss er selbst entscheiden, zu welchem Zwecke er die Gaben und Talente, die ihm gegeben sind nutzt. Doch trifft der Mensch seine Entscheidungen oft allzu leichtfertig ohne darüber lange nachzudenken. Getrieben vom Eigendünkel strebt er danach anderen seinen Willen aufzuzwingen, und landet damit am Ende doch nur selbst leidend am Schlachtfeld. So ist das leider nun mal mit den Menschen in ihrer Dummheit. Mit ihren blinden Entscheidungen wählen sie am Ende ihr eigenes Schicksal.“

„Doch was können wir dagegen tun?“ Fragte nun der Walnussbaum. „Wenn das so weitergeht, zerstört der Mensch nicht nur sich selbst, sondern gleich uns alle mit dazu. Es sind jetzt schon nur noch wenige meiner Brüder übrig geblieben.“ „Das will ich dir gerne sagen.“ Sprach Gott erneut zum Walnussbaum. „Wir können den Menschen dabei helfen, die Weisheit zu erlangen die sie brauchen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und wir können den Menschen dabei helfen ihre Wunden zu heilen, die sie sich selbst zugefügt haben. Auf das sie ihre Schmerzen vergessen und aufhören mögen sich ständig wieder gegenseitig neue Wunden zuzufügen. Denn nur so können die ständigen Kriege ein Ende finden. Doch du lieber Walnussbaum verzweifle nicht. Ich werde dir kleine Helfer schicken, damit bald wieder viele deiner Brüder unsere Wälder zieren.“

Und so schickte Gott viele kleine lustige Eichhörnchen in die Wälder aus. Da gab es große und kleine, rote, braune und schwarze, mit buschigen Schwänzen. Sogar gestreifte Backenhörnchen waren dabei. Alle liefen quirlig und geschäftig die Baumstämme auf und ab. Dabei kitzelten sie den Walnussbaum mit ihren kleinen Füßchen sodass dieser lachen musste. Rund um den Baum sammelten sie all die herabgefallenen Walnüsse ein. Die Backenhörnchen stopften die Nüsse links und rechts in ihre dicken Backentaschen und sahen dabei besonders lustig aus. Diese Nüsse vergruben die Hörnchen, überall verteilt im Wald und auf den Wiesen. So konnten die Nüsse gut keimen und bald wuchsen wieder überall stolze junge Walnussbäume.

Als der Walnussbaum dies sah, fasste er wieder neuen Mut. Und da er, wie schon gesagt, ein sehr stolzer Baum mit einer edlen Gesinnung war, nahm er sich Gottes Worte sehr zu Herzen. So ließ er all seine Bitterkeit in seine Blätter fliesen. Dort wandelte er sie in Heilkraft um. So kam es, dass die Blätter des Walnussbaums gegen Entzündungen halfen, und die Menschen damit ihre Wunden und Hautleiden behandeln konnten. Sogar innerlich als Tee halfen sie bei vielen Magenproblemen, von denen streitsüchtige und kriegerische Menschen unweigerlich geplagt werden. Den jeder weiß, Zorn schlägt sich nur allzu leicht auf den Magen. Diese Heilkraft ist dem Walnussbaum bis heute erhalten geblieben.

Doch mit seinen Früchten machte der Walnussbaum den Menschen ein noch viel größeres Geschenk. Diese sind nicht nur eine besonders eiweißreiche Nahrung, sondern so reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen, dass sie als besondere Gehirnnahrung gelten. Damit möchte der Walnussbaum den Menschen zu der notwendigen Weisheit verhelfen, die sie brauchen, um im Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und damit die Menschen das auch erkennen, sieht jede Walnuss aus wie ein kleines Gehirn. Deshalb liebe Leute, wollt ihr im Leben weise sein, vergesst nicht regelmäßig eure Walnüsse zu essen.

(Text von Alexandra Wagner)

4 thoughts on “Wie der Walnussbaum zu seiner Heilwirkung kam – ein modernes Märchen

  1. So eine wunderschöne Geschichte habe ich schon lange nicht mehr gelesen die auch noch sehr Situations treffent ist. Kann nur gratulieren.

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