Im steirischen Zirbenland ist gerade wieder Zirbenzapfen-Zeit. Die Zirbe (Pinus cembra) ist eine Art der Kieferngewächse und vor allem in den höheren Regionen im Alpenraum verbreitet. Der botanische Beiname „cembra“ leitet sich ab aus dem lateinischen „semper“ was so viel wie „immer“ bedeutet und sich wohl auf das hohe Alter von bis zu 1000 Jahren bezieht, dass diese Nadelbäume erreichen können.

In der Volksmedizin werden der Zirbe entspannende und schlaffördernde Eigenschaften zugesprochen. Eine bekannte Zirbenholz-Schlafstudie, durchgeführt vom Joanneum Research, heute Human Research Institut, unter der Leitung von dem bekannten Physiologen Prof. Dr. Maximilian Moser, gab nicht nur erstmals konkrete wissenschaftliche Hinweise auf die schlaffördernden Eigenschaften der Zirbe, sondern zeigten auch eine klare physiologische Wirksamkeit auf unser vegetatives Nervensystem.

Lange Zeit in alten alpenländischen Zirbenstuben schon beinahe vergessen, erfuhr die Zirbe, nicht zuletzt auch durch besagte Studie, eine wahre Renaissance. Möbel aus Zirbenholz erzielen auch aktuell Höchstpreise, ebenso wie duftende Accessoires, Räucherwerk aus Zirbenspänen, ätherisches Zirbenöl und daraus bereitete Balsame und nicht zu vergessen der dunkle, herbe Zirbenschnaps. Dieser ist eine wahre Delikatesse und wird aus den frischen Zirbenzapfen bereitet.

Nun im Sommer, zwischen Juni bis Ende Juli haben die Zirbenzapfen wieder Saison. Doch sollten Liebhaber der „ewigen Kiefer“ beachten, dass sie vielerorts bereits geschützt ist. Die Zirbe lässt sich forstwirtschaftlich nicht so einfach kultivieren wie andere Bäume. In der Natur lebt sie in enger Symbiose mit dem Tannenhäher, der auch maßgeblich an ihrer Verbreitung beteiligt ist. Dort, wo mit ihrem Holz Raubbau betrieben wurde, ist sie nun schon selten geworden. In vielen Regionen dürfen auch die Zapfen nicht mehr gesammelt werden.

Doch hier im steirischen Zirbenland wird mit der Zirbe sorgsam umgegangen, und die einheimischen Waldbauern dürfen ihre Zirbenzapfen noch ernten und verarbeiten. Natürlich sollte man beachten, dass das „wildern“ von Zirbenzapfen auch hier nicht erlaubt ist. Nicht zuletzt ist dies außerdem ein recht gefährliches Unterfangen, und führt meist zu gebrochenen Baumwipfeln ebenso wie zu gebrochenen Knochen der Wilderer. Zur Erntezeit werden die begehrten Zapfen allerdings von den einheimischen Waldbauern vermarktet. Oben am Zirbitzkogel, auf einer Höhe von 1620 Metern wurde am Alpengasthof Sabathy eine Sammelstelle für Zirbenzapfen eingerichtet. Besucher können dort nicht nur duftende Zirbenzapfen erhalten, sondern auch die wunderbare Landschaft über die Wanderwege im steirischen Zirbenland genießen.

Zugegeben, wir haben heute bei unserem Besuch einen Regentag erwischt. Doch mit einer passenden Regenjacke ist dies absolut kein Hindernis. Nach den letzten heißen Tagen hier in der Steiermark ist dies sogar eine willkommene Abwechslung und die Luft ist klar und frisch. Nur der Blick in die Ferne ist natürlich besonders bei Schönwetter zu genießen. Dennoch möchte ich meinen Lesern mit diesen Bildern einen Eindruck von der lieblichen Almlandschaft vermitteln. Beladen mit duftenden Zirbenzapfen und müde von der frischen Almluft schließe ich damit den heutigen Tag mit einem kleinen Rezept für einen feinen Zirbenschnaps:

Für den angesetzten Zirbenschnaps benötigt man nur wenige Zapfen. Für einen Liter sind, je nach Größe, drei bis vier Zapfen ausreichend. Diese werden in dünne Scheiben geschnitten und in ein Ansatzgefäß gefüllt. Da die Zapfen sehr harzig sind, empfiehlt es sich bei der Verarbeitung Handschuhe zu tragen.

Je nach Geschmack wird dem Ansatz auch Zucker zugefügt. Ich verwende auf einen Liter Schnaps ungefähr 100 Gramm Zucker. Dieser kann aber auch durch Honig ersetzt, oder auch vollständig weggelassen werden. Anschließend füllt man den Ansatz mit einem neutralen zirka 40%igen Schnaps auf. Ich verwende hier am liebsten Korn, da dieser völlig geschmacksneutral ist, und eine gute Qualität aufweist.

Der Ansatz muss nun 4 bis 6 Wochen ziehen. Schon nach kurzer Zeit setzt die typische dunkelrote Färbung ein. Danach filtriert man die Pflanzenteile ab und lässt den fertigen Schnaps noch weitere 2 bis 3 Monate ziehen. Durch die Lagerung wird er mit der Zeit immer besser.

Die ab filtrierten Zirbenzapfenscheiben kann man in der Sonne trocknen lassen und später als Dekoration oder in Potpourri verwenden.

Ich wünsche gutes Gelingen!

https://www.alpengasthof-sabathy.at/

 

2 thoughts on “Ein Besuch am Zirbitzkogel…

  1. Ich bin grade sehr berührt! 1963 habe ich den Zirbitzkogel von St. Wolfgang aus, mit einer Dame bestiegen. Das war für mich ein großartiges Erlebnis – ich war gerade 12 1/2 Jahre alt und mein Leben sollte sich im Dezember total auf den Kopf stellen. Der Zirbitz ist quasi eine Wendemarke und ich habe den Tag, den elend frühen Aufstieg und den beeindruckenden Abstieg sehr genossen. Das alles ist gerade, durch euren Bericht hochgespült worden. Danke

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